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art59 - Interview mit Holger Dülken, Fotograf und Verleger

art59: Hallo Holger, inzwischen kann man deine fotografischen Arbeiten nicht nur online oder bei gelegentlichen Ausstellungen betrachten. Du hast mittlerweile 8 eigene Bücher - Monografien - herausgegeben.

Holger: Ja, denn Bilder gehören eigentlich an die Wand oder in ein Buch. Kunstwahrnehmung braucht Zeit, eine besinnliche Ruhe und das haptische Erlebnis. Das Internet kann lediglich über die Existenz von Kunstwerken informieren. Die Monografien 1 - 6 waren mein erstes Buchprojekt. Aktuell sind 2 weitere dazu gekommen

art59: Ist das nur Nostalgie oder was steckt dahinter?

Holger: Vielleicht auch Nostalgie. Aber Social Media dominiert und konditioniert unser Verhalten. In Kombination mit einer zu beobachtenden Aufmerksamkeitsoökonomie, entstehen deutliche Verzerrungen in der Wahrnehmung von Kunst. Ästhetik wurde ein Durchlaufposten zwischen Daumen und Smartphone. Kunst wird konsumiert und verstümmelt, Genussfähigkeit verkümmert an der elektronischen Benutzeroberfläche.

art59: Back to the roots - sozusagen?

Holger: Ein bewusstes analoges Erlebnis zu schaffen war die Idee als Antwort auf die mediale Bulimie des Kunstkonsums. art59 ist ein Angebot zum Innehalten.

art59: Mit sehr atmosphärischen Bildern mit analogem Look.

Holger: Sie sind in Schwarz/Weiß und mit einem Lochbildobjektiv an einer Digitalkamera entstanden. Ohne Bildbearbeitung, OOC sagt man, out of cam. Aus der Kamera direkt in den Drucker.

art59: Die Bildbände enthalten auch lyrische Texte - eine ungewöhnliche Kombination für ein fotografisches Buch?

Holger: Die Texte in meinen Büchern geben die Reflexion des Lyrikers Andreas Neu wieder, die er beim Betrachten meiner Bilder und der Geschichten dahinter wahrnimmt. Sie sind ein komplementäres Kunstwerk eines Autors in meinen Büchern. Fotografie und Lyrik bewegen und berühren gleichermaßen. Sie ergänzen sich und schaffen Tiefe.

art59: Magst du was zur Entstehung der Bilder sagen?

Holger: Meine Fotografie lebt davon, dass ich mir Technik angeschafft habe, die mich technisch im Shooting überhaupt nicht fordert. Ich kann mich dadurch auf das Shooting emotional und kreativ einlassen. Würde ich beim Fotografieren über meine Technik nachdenken müssen, würden keine emotionalen Bildergebnisse möglich sein.

art59: Was hast du mit dem Verlag art59 geplant?

Holger: Ein Verlag für fotografische Buchkunst soll entstehen. Das ist ein lohnendes Ziel für jemanden, der Fotografie, Fotokunst und fotografische Buchkunst liebt, so wie ich.

art59: art59 soll auch anderen Künstlern offen stehen?

Holger: Ja, ich möchte mit art59 anderen Künstlern mit ihrer eigenen Bildsprache und ihrem persönlichen Zugang zur Fotografie eine attraktive Plattform bieten.

art59: Was heißt das konkret?

Holger: Das ist bisher nur als Option angedacht und wird davon abhängen, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit die jeweiligen Künstler bereit sind einzugehen.

art59: Interessierte Künstler können dich also diesbezüglich kontaktieren? Holger: Ja, sehr gerne, dafür gibt es ein Kontaktformular auf der art59 - Seite.

art59: Die Monographien 1-8 sind bereits erhältlich. Sind weitere geplant?

Holger: Ja, das ist geplant. An weiteren Monographien wird bereits gearbeitet. Sie werden nach und nach in 2022 erscheinen.

art59: Danke für das Gespräch.



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